Geschichte
Die Queichlinien wurden als Feldbefestigungen im Österreichischen Erbfolgekrieg ab 1743 erbaut. Sie reichten von Annweiler über Landau bis zum Rhein. Französische Quellen rechnen nur den Abschnitt von Landau bis zum Rhein dazu.
Östlich von Queichheim konnte die Queich ab 1744/45 vollständig umgeleitet werden. Für großflächige Überschwemmungen wurden ca. 30 Dämme mit vorgelagerten Schanzen errichtet.
Die Linien wurden von französischen Militäringenieuren (u.a. Cormontaigne) geplant. Die Kurpfalz, mit dem Oberamt Germersheim fast ausschließlich betroffen, war in diesem Krieg mit Frankreich verbündet und unterstützte den Bau.
Nach dem Friedensschluss 1748 zeigte sich nun eine politische Dimension der Linien. Es war aus französischer Sicht sinnvoll, die Linien weiterhin zu unterhalten und den Bereich zwischen der Festung Landau und dem Rhein so auf Dauer zu kontrollieren. Eine vertragliche Grundlage wurde mit dem Schwetzinger Vertrag zwischen Frankreich und Kurpfalz 1766 erreicht.
Mit dem Beginn der Revolutionskriege 1792 wurden die Umwallungen von Offenbach, Ottersheim und Bellheim mit neuen Schanzen verstärkt, am nördlichen Ortseingang von Hördt eine Redoute erbaut, deren Graben noch heute die Umrisse der eingeebneten Anlage zeigt.
Nachdem das gesamte linke Rheinufer Teil Frankreichs geworden war, hatten die Queichlinien ihre militärische Bedeutung verloren. Nach der Abdankung Napoleons 1814 orientierte sich die Grenze des Königreichs Frankreich zunächst an den Queichlinien.
https://www.wochenblatt-reporter.de/bellheim/c-lokales/die-queichlinie-wie-die-geschichte-oesterreichs-bei-bellheim-geschrieben-wurde_a284088
Erst nach Napoleons endgültiger Niederlage bei Waterloo wurde die Grenze zwischen Frankreich und den deutschen Staaten an die Lauter verlegt, so dass die Südpfalz 1816 Bayern zugeschlagen wurde.
10 Jahre später waren die Linien bis auf geringe Reste geschleift.
Quelle: Plan napoleonischer Verteidigungungsanlagen Quelle: Die Queichlinie an der Mittelmühle Quelle: Plan Albersweilerer Kanal 1812 Quelle: © Verbandsgemeinde Bellheim
Architektur
In den Jahren 1688 bis 1691 war die Festung Landau von Frankreich mit großem Aufwand neu errichtet worden und dafür der 12 km lange Albersweilerer Kanal (1688 -1691) errichtet, eine schiffbare Verbindung von Landau zum Steinbruch von Albersweiler. Er verlief parallel zur Queich und wurde mit deren Wasser gespeist. Von dieser zweitältesten künstlichen Wasserstraße Deutschlands sind noch Reste erhalten, so die Schleusen, mit denen das Bachwasser in den Kanal abgeleitet wurde. Hauptaufgabe der Festung Landau war, den Zugang zum Elsass gegen Angriffe von Norden zu verschließen, wie von Marschall Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwig XIV. in einer Denkschrift von 1687 klar dargelegt wurde. Da eine Festung mit selbstverständlich beschränkter Ausdehnung aber ohne Weiteres umgangen werden konnte, wurden später mehrere befestigte Linien entlang größerer Bäche angelegt, nämlich die Moder-, Lauter-, Queich- und Speyerbachlinien. Die Queichlinien reichten dabei von Annweiler über Landau bis zum Rhein, zunächst bei Germersheim, letztendlich bei Hördt. Zwischen Annweiler und Landau gab es keine durchgehende Befestigung, sondern lediglich einzelne Schanzen, ab Albersweiler diente der für den Festungsbau angelegte Kanal bis Landau als Graben der Linie. Von der Queich wurde durch einen kleinen gemauerten Kanal auf der Höhe der heutigen Stadtbibliothek (Schleuse 121) in Landau Wasser für die Queichlinien abgeleitet, das aber lediglich der Wasserversorgung das Grabens bis Queichheim diente. Ab der Queichheimer und der Mörlheimer Mühle (heute Paulusstift) konnte die Queich ab 1744/45 aufgestaut und vollständig in ein Grabensystem geleitet werden, dass zum großen Teil aus bestehenden kleinen Wasserläufen wie Birnbach, Brühlgraben und Spiegelbach bestand. Lücken zwischen den natürlichen Wasserläufen wurden mit künstlichen Gräben geschlossen. In Abständen von wenigen hundert Metern wurden Dämme gebaut, um großflächige Überschwemmungen der ausgedehnten Wiesenflächen zu erreichen. Auf der Feindseite der Dämme, also im Norden, wurden Dreiecksschanzen zum Schutz der Dämme errichtet, teilweise mit Schenkellängen von über 100 Metern. In der Gemarkung Bellheim, wo schon große Höhenunterschiede im Übergangsbereich des Spiegelbachs zur Rheinniederung vorhanden sind, wurden zwei Dämme mit Stauhöhen von sechs und neun Metern errichtet, von denen noch Reste erhalten sind. Der größere der beiden Dämme, direkt am Hochufer des Rheins beim Eintritt des Spiegelbachs in die Rheinniederung gelegen, war etwa 110 Meter lang, am Fuß etwa 50 Meter, an der Krone noch 10 Meter breit, die Krone erhob sich 10 Meter über dem Talgrund. Da die Dämme der Queichlinien aber nur mit Reisigbündeln (Faschinen) und in der Umgebung gefällten Bäumen verstärkt waren, konnten die beiden hohen Dämme dem Wasserdruck nicht lange standhalten und brachen schon spätestens nach zwei Jahren (vermutlich 1747/48). Da der größer dieser beiden Dämme und seine Schanze im Wald lagen, blieb die Schanze als einzige weitgehend erhalten, alle anderen wurden nach der endgültigen Auflassung der Linien eingeebnet.
Ein im Stadtarchiv Landau und dem Militärarchiv in Vincennes (SHD) erhaltener Atlas aus dem Jahr 1774 bezeichnet nur den Abschnitt von der Festung Landau bis zum Rhein als Queichlinien „Die Queichlinien wurden 1743 begonnen, am Rand des Sumpfes von Landau bis zu der unpassierbaren Niederung zwischen Bellheim und Hördt.“ Frühere Datierungen der Queichlinien, die teilweise einen Bau bereits parallel zur Festung Landau oder während des Spanischen Erbfolgekriegs annahmen, sind angesichts der guten Quellenlage obsolet. Während des Österreichischen Erbfolgekriegs wurde nach den Anfängen im September 1743 bis 1748 mehr oder weniger ständig an den einzelnen Werken gebaut, mit Schwerpunkten in den Jahren 1745/46.
Der Bau der Linien brachte enorme Belastungen und Schäden für die Bevölkerung mit sich. Da der zwischen Landau und Bellheim fast durchgehende Wall und Graben auch nahe an den Dörfern gebaut wurde, waren dort die Hausgärten betroffen, die laut zeitgenössischen Karten in großer Zahl vorhandenen Obstbäume wurden gefällt. Die drei damals in Bellheim vorhandenen Mühlen wurden „bis unter das Dach“ unter Wasser gesetzt und konnten mindestens bis 1753 nicht genutzt und mussten dann vollständig erneuert werden. Ein Müller wechselte den Standort und gründete 1756 die Bellheimer Obermühle.
Zum Bau der Linien wurde nicht nur die ortsansässige Bevölkerung der Kurpfalz im Frondienst, sondern Arbeiter aus dem Elsass und Lothringen bis hin zur Franche Comté rekrutiert. Da die Verpflegung dabei nicht oder schlecht organisiert war, mussten sich die auswärtigen Arbeiter von den Äckern und Gärten der Dörfer an den Linien ernähren.
Quelle: ©Verbandsgemeinde Bellheim Quelle: © Verbandsgemeine Bellheim Quelle: ©Esther Grüne_Südpfalz-Touristik Quelle: © Verbandsgemeinde Bellhein