2000 Jahre Festungsbau am Oberrhein
Die Geschichte des Festungsbaus am Oberrhein erstreckt sich von Jahrtausende alten, einfachen Holzbefestigungen und Erdwällen, über römische Kastelle und den Limes, zu mittelalterlichen Burgen und Stadtmauern, denen mit der Einführung der Feuerwaffen befestigte Burgen, Festungsstädte und mächtige Festungssysteme folgten. Das 20. Jh. brachte Stahlbeton und mit ihm Bunkeranlagen, gigantische Verteidigungslinien sowie die Atombunker des Kalten Krieges.
Das Oberrheingebiet geört zu den am häufigsten umkämpften Regionen Europas. Die hinterlassenen Befestigungsanlagen, insbesondere der letzten 350 Jahre, sind
ein beeindruckendes Stück mitteleuropäischer Kulturgeschichte.
Spannende Architekturen bilden heute eindrucksvolle Kulissen für Kunst, Kultur, Events, Festivals, Museen und Ausstellungen. Es sind Monumente voller Leben.
Von der Konfrontation zur Partnerschaft
Die deutsch-französischen Konflikte sind lange beigelegt und beide Völker kooperieren erfolgreich in europäischer Partnerschaft. Das gemeinsame Festungserbe ist
nun Basis grenzüberschreitender Kooperationen, z.B. im Projekt „Vernetzung der deutsch-französischen Festungsanlagen und historischen Linien“. Tourismusakteure sowie
amtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen von fast 30 Befestigungsanlagen und historischen Linien aus dem Wirkungsbereich der Touristikgemeinschaft Baden-
Elsass-Pfalz e.V. schaffen gemeinsam neue kulturelle Erlebnisangebote für den PAMINA-Raum.
Dazu gehört der Festungssommer Oberrhein 2021 mit spannenden Events, Fachvorträgen, einer Wanderausstellung u.v.m. Ein Stempelpass lädt dazu ein, das faszinierende Festungserbe der Region zu entdecken.
Unser Netzwerk arbeitet dabei eng mit der europäischen Kulturroute der Festungsmonumente -FORTE CULTURA- zusammen.
Geschichte Festung / Anlass, Zweck / Wirkung / Kampfhandlungen, etc…
Quelle: Matthäus Merian Quelle: Verein Fort Gorgast e.V. Quelle: Gorlice hall © Vyšehrad Quelle: Prague by Matthaus Seutter ca.1730 Quelle: © Four à Chaux Quelle: KOblenz Touristik Quelle: Tourismus Germerheim Quelle: Tourismus Germersheim
In den Jahren 1688 bis 1691 war die Festung Landau von Frankreich mit großem Aufwand neu errichtet worden. Ihre Hauptaufgabe war, den Zugang zum Elsass gegen Angriffe von Norden zu verschließen, wie von Marschall Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwig XIV. in einer Denkschrift von 1687 klar dargelegt wurde. Da eine Festung mit selbstverständlich beschränkter Ausdehnung aber ohne Weiteres umgangen werden konnte, wurden später mehrere befestigte Linien entlang größerer Bäche angelegt, nämlich die Moder-, Lauter-, Queich- und Speyerbachlinien. Die Queichlinien reichten dabei von Annweiler über Landau bis zum Rhein, zunächst bei Germersheim, letztendlich bei Hördt. Zwischen Annweiler und Landau gab es keine durchgehende Befestigung, sondern lediglich einzelne Schanzen, ab Albersweiler diente der für den Festungsbau angelegte Kanal bis Landau als Graben der Linie. Von der Queich wurde durch einen kleinen gemauerten Kanal auf der Höhe der heutigen Stadtbibliothek (Schleuse 121) in Landau Wasser für die Queichlinien abgeleitet, das aber lediglich der Wasserversorgung das Grabens bis Queichheim diente. Ab der Queichheimer und der Mörlheimer Mühle (heute Paulusstift) konnte die Queich ab 1744/45 aufgestaut und vollständig in ein Grabensystem geleitet werden, dass zum großen Teil aus bestehenden kleinen Wasserläufen wie Birnbach, Brühlgraben und Spiegelbach bestand. Lücken zwischen den natürlichen Wasserläufen wurden mit künstlichen Gräben geschlossen. In Abständen von wenigen hundert Metern wurden Dämme gebaut, um großflächige Überschwemmungen der ausgedehnten Wiesenflächen zu erreichen. Auf der Feindseite der Dämme, also im Norden, wurden Dreiecksschanzen zum Schutz der Dämme errichtet, teilweise mit Schenkellängen von über 100 Metern. In der Gemarkung Bellheim, wo schon große Höhenunterschiede im Übergangsbereich des Spiegelbachs zur Rheinniederung vorhanden sind, wurden zwei Dämme mit Stauhöhen von sechs und neun Metern errichtet, von denen noch Reste erhalten sind. Der größere der beiden Dämme, direkt am Hochufer des Rheins beim Eintritt des Spiegelbachs in die Rheinniederung gelegen, war etwa 110 Meter lang, am Fuß etwa 50 Meter, an der Krone noch 10 Meter breit, die Krone erhob sich 10 Meter über dem Talgrund. Da die Dämme der Queichlinien aber nur mit Reisigbündeln (Faschinen) und in der Umgebung gefällten Bäumen verstärkt waren, konnten die beiden hohen Dämme dem Wasserdruck nicht lange standhalten und brachen schon spätestens nach zwei Jahren (vermutlich 1747/48). Da der größer dieser beiden Dämme und seine Schanze im Wald lagen, blieb die Schanze als einzige weitgehend erhalten, alle anderen wurden nach der endgültigen Auflassung der Linien eingeebnet.
Ein im Stadtarchiv Landau und dem Militärarchiv in Vincennes (SHD) erhaltener Atlas aus dem Jahr 1774 bezeichnet nur den Abschnitt von der Festung Landau bis zum Rhein als Queichlinien „Die Queichlinien wurden 1743 begonnen, am Rand des Sumpfes von Landau bis zu der unpassierbaren Niederung zwischen Bellheim und Hördt.“ Frühere Datierungen der Queichlinien, die teilweise einen Bau bereits parallel zur Festung Landau oder während des Spanischen Erbfolgekriegs annahmen, sind angesichts der guten Quellenlage obsolet. Während des Österreichischen Erbfolgekriegs wurde nach den Anfängen im September 1743 bis 1748 mehr oder weniger ständig an den einzelnen Werken gebaut, mit Schwerpunkten in den Jahren 1745/46.
Der Bau der Linien brachte enorme Belastungen und Schäden für die Bevölkerung mit sich. Da der zwischen Landau und Bellheim fast durchgehende Wall und Graben auch nahe an den Dörfern gebaut wurde, waren dort die Hausgärten betroffen, die laut zeitgenössischen Karten in großer Zahl vorhandenen Obstbäume wurden gefällt. Die drei damals in Bellheim vorhandenen Mühlen wurden „bis unter das Dach“ unter Wasser gesetzt und konnten mindestens bis 1753 nicht genutzt und mussten dann vollständig erneuert werden. Ein Müller wechselte den Standort und gründete 1756 die Bellheimer Obermühle.Es dauerte dann noch 10 Jahre, bis 1826 die Linien bis auf geringe Reste geschleift waren, so dass die Literatur bis in die 1990er Jahre konstatierte, dass keine oberirdischen Spuren der Linien mehr vorhanden waren. Mit der Schanze und dem Rest des Staudamms im Bellheimer Wald, dem Rest des Staudamms östlich der Kläranlage Bellheim, der rekonstruierten Schanze und dem Rest des Grabens an der Mittelmühle, den Geländestufen entlang des Brühlgrabens, zweier Schließen und einem Dammrest auf dem Gelände des Paulusstifts sowie die vermauerte Öffnung des Ableitungskanals vor der Schleuse 121 in Landau sind jedoch noch eine Reihe von Resten der Anlage vorhanden, die einen gewissen Eindruck der Anlage geben können.
Quelle: © Hotel Vintage am Bundesbank-Bunker Quelle: Fort Royal Lokrum Quelle: Jaroměř_Josefov_from_air_3 by Karelj Quelle: Pevnost Josefov Quelle: ©Esther Grüne_Südpfalz-Touristik Quelle: © Vyšehrad Quelle: Quelle: DR Quelle: ©Torsten Bätge Quelle: Quelle: Quelle: La Linea del la Coinception Quelle: Tourismus Germersheim Quelle: ©Torsten Bätge
Der Grünbestand der Zitadelle Mainz ist eine der artenreichsten Flächen im bebauten Bereich von Mainz. Er ist vor allem in ökologischer Sicht bedeutsam: Im Bereich der Zitadelle kommen über 450 Tier- und Pflanzenarten vor, wovon 66 Arten auf den Roten Listen der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Rheinland-Pfalz stehen. Als grüne Lunge führt der Geschützte Landschaftsbestandteil Zitadelle der Innenstadt frische Luft zu.
Die Flora und Fauna, die sich über Jahrzehnte auf Teilen der Zitadelle entwickelt hat, ist heute von unschätzbarem Wert: 447 Tier- und Pflanzenarten, darunter Vögel, Fledermäuse und Wildbienen leben hier. 66 Arten davon befinden sich sogar auf der Roten Liste, zum Beispiel Braunes Langohr, Langhornbiene, Zwerghirschkäfer, Eibe und Flockige Königskerze. Insbesondere die Vogelwelt weist eine bemerkenswerte Artenzahl und zum Teil hohe Brutdichten auf, die auf den naturbelassenen Gehölzbestand, das vermeintliche "Gestrüpp" zurückzuführen sind. 44 Vogelarten wurden hier schon beobachtet, zum Beispiel Mönchsgrasmücke, Klappergrasmücke, Singdrossel, Trauerschnäpper, Distelfink, Bluthänfling, Rotkehlchen, Buntspecht und Grünspecht. Besonders gerne nisten die Vögel in den Brombeerhecken, die Schutz vor Feinden bieten und reich verzweigt sind. Deren hohle Stängel dienen auch den Wildbienen als ganzjähriger Lebensraum.
Von sogar bundesweiter Bedeutung sind die Mauern der Zitadelle. Hier wurden über 170 Arten von Stechimmen wie z. B. Grabwespen und Wildbienen gefunden. Diese sind auf kleine Hohlräume in den Mauern als Niststätten (Legeröhren) angewiesen. Als Nahrung dienen ihnen andere an der Mauer lebende Insekten sowie vor allem der Bewuchs der Mauer mit Blütenpflanzen. Diese krautigen Pflanzen wie z. B. Glockenblumen schädigen die Mauer nicht. Mauerschädigende Gehölze dürfen selbstverständlich ausgebaut werden. Das Besondere ist auch das Alter der Zitadellenmauern, d. h. es handelt sich hier um seit Jahrhunderten ungestörte Lebensräume, die neben der Artenvielfalt vermutlich auch uralte Populationen und genetische Reservoirs der Arten beinhalten.
Die Mauern der Zitadelle zählen außerdem zu den landesweit bedeutendsten Moos-Biotopen. Das Efeu schützt die Mauern an vielen Stellen vor der Verwitterung. Es ist immergrün und bietet der Tierwelt ganzjährig Deckung. Anders als andere Pflanzen blüht es später (ab September) und fruchtet früher und ist gerade in dieser sonst nahrungsarmen Zeit wertvoll. Die Efeu-Seidenbiene ist zur Aufzucht ihrer Brut ausschließlich auf Efeu-Pollen spezialisiert.
In den unterirdischen Gängen und Kasematten befinden sich Fledermäuse wie das Braune Langohr und die Wasserfledermaus. Andere Arten gesellen sich abends zur Jagd dazu. Sie fliegen z. B. den Bewuchs der Mauern ab und erbeuten Insekten, die durch die Blüten angelockt werden.
Für Ihre Bewohner sind das Grün und die Mauern der Zitadelle unersetzliche Lebensräume, die so im weiten Umfeld nicht mehr zur Verfügung stehen. Bei einem Verlust können ganze Lebensgemeinschaften zusammenbrechen. Zudem dient der Grünbestand der Zitadelle als grüne Lunge der Innenstadt. Diese ist baulich von den Frischluftschneisen des Umlandes abgeriegelt. Das Zitadellengrün filtert die Luft und kühlt und befeuchtet das trocken-heiße Stadtklima bis in die Siedlungsbereiche hinein. Im Sommer kann man den erfrischenden Luftstrom aus dem Zitadellengraben spüren. Die hohe Wertigkeit des Zitadellengrüns führte 1986 zur Ausweisung des Grabens und eines Teils der Wälle als Geschützter Landschaftsbestandteil (GLB) nach § 29 Bundesnaturschutzgesetz.
Pilotprojekt "Ökologische Mauersanierung Zitadelle Mainz" und Gesamtkonzept Zitadelle
Grundsätzlich ist ein Miteinander von Naturschutz und Denkmalschutz möglich. Hierfür bietet das Zitadellenareal mit einer Fläche von rund 10 Hektar und einer Mauerlänge von rund zwei Kilometern genügend Platz. Es kann Bereiche mit dem Schwerpunkt Naturschutz (zum Beispiel Zitadellengraben), dem Schwerpunkt Denkmalschutz (zum Beispiel Kommandantenbau und Vorfeld) und Kombinationen von Natur- und Denkmalschutz geben (zum Beispiel Glockenblumenbewuchs der Mauern, Grünbestand mit Sichtachse auf den Dom).
Wo das Mauerwerk der Sanierung bedarf, kann es Natur schonend erneuert werden. Im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts "Ökologische Mauersanierung Zitadelle Mainz" (2006-2009) wurde in Zusammenarbeit von behördlichen und ehrenamtlichen Vertretern des Natur- und Denkmalschutz ein Leitfaden erarbeitet, der sowohl denkmalpflegerische als auch ökologische Aspekte berücksichtigt, so beispielsweise die Brutzeiten der Vögel oder den Erhalt von unbedenklichem Bewuchs.
Quelle: © Zuiderwaterlinie.nl Moerasdraak Quelle: La Linea de la Concepcion Quelle: Krappenfels Richtung Fleckenstein © J.Isenmann Quelle: Chateau Fleckenstein © Visit Alsace Quelle: La Linea de la Concepcion Quelle: Campo de Gibraltar Quelle: La Linea de la Concepcion Quelle: La Linea de la Concepcion Quelle: La Linea de la Concepcion Quelle: La Linea de la Concepcion Quelle: La Linea de la Concepcion Quelle: © D.Foitlänger Quelle: UNESCO Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V Foto: D.Foitlänger