Geschichte
Mit der Besitzergreifungserklärung vom 30. April 1816 durch den bayerischen König Maximilian I. Joseph gehört die Pfalz fortan zu Bayern. Mit der Rückgewinnung des linken Rheinufers entschied man aber auch, dass der Rhein, falls es erneut zu militärischen Auseinandersetzungen mit Frankreich kommen sollte, wieder zu einer starken Grenzsicherung ausgebaut werden soll. Im Deutschen Bund wurde daher bereits 1815/16 die Absicht getroffen, die Stadt Germersheim und den Rheinübergang mit einer starken Befestigung zu versehen. Federführend für die Umsetzung blieb in diesem Fall das Königreich Bayern, das die Baumaßnahme zwar mit Finanzmitteln des Deutschen Bundes realisierte, letztlich aber eine bayerische Landesfestung errichtete.
Die Festung hatte die Aufgabe, den Flussübergang zu sichern und ein fester Stützpunkt als Deckung der Grenze gegen Frankreich zu sein. Der Übergang über den Rhein war an dieser Stelle aber auch gleichzeitig die kürzeste Verbindung zwischen der pfälzischen Festung Landau und dem rechten Rheinufer.
Nachdem König Ludwig I. im Dezember 1832 dem Ingenieur-Major Friedrich Schmauß den Auftrag zur Ausarbeitung der Festungspläne erteilt hat, wurde am 30. Juni 1834 der erste Spatenstich zum Festungsbau getan. Feierlich wurde der Grundstein dann im Gedenken an die Völkerschlacht von Leipzig am 18. Oktober 1834 an der Spitze der Fronte Beckers gelegt, genau an dem stumpfen Winkel, wo sie vor der Mitte der Seysselkaserne an die Fronte Schmauß stößt.
Wer sich auf die Zeitreise machen möchte, kann bei einer der beliebten Festungsführungen oder einer inszenierten Führung mit historischen Kostümen die massiven Mauern der historischen Festungsanlage erkunden.
Quelle: Merian Quelle: Stadt Germersheim Quelle: Stadt Germersheim
Architektur
Aufbau der Festung Germersheim
Das Grundprinzip der Anlage war das polygonale Kaponniersystem in der neuniederländischen Art, oder, wie damals für Festungen des Deutschen Bundes üblich, die so genannte „neupreußische Befestigungsmanier“. Ein System, das sich vor allem durch die Kaponnieren bzw. Grabenwehren und durch kasemattierte Defensivgebäude auszeichnet.
Im Polygonalsystem ist der Grundriss ein Vieleck mit geradlinigen oder schwach gebrochenen Fronten. Hier in Germersheim sind es 6 Frontenabschnitte, Beckers, Schmauß, Lamotte, Diez, Reuß und Carl, die die Stadt auf 3.200 Meter als Hauptumwallung bzw. Stadtumwallung in der „neuniederländischen Art“ umgeben. Die Infanteriegalerien des Hauptwalles begannen bei der Fronte Diez, gingen durch die Fronte Lamotte, Schmauß, Beckers und einen Teil der Fronte Carl, und hatten eine Gesamtlänge von etwa 1.800 Metern. Dieser Abschnitt bildet ein trockenes Grabensystem mit einer Grabenbreite von bis zu 32 Metern. Aus der Infanteriegalerie heraus konnte die Nahverteidigung übernommen werden, wenn der Feind im Graben war. Es war aber auch möglich, Truppen unterirdisch zu bewegen, ohne sie dem direkten Beschuss preiszugeben. Die weiteren 1.400 Meter der Umwallung hatten ein nasses Grabensystem und daher keine Galerien. Gespeist wurde dieses durch die Rückstauung der Queich bei der Fronte Diez – Stauschleuse zum Rhein hin - und dem Zufluss der „Altbach“ – einem Seitenarm der Queich – bei der Fronte Carl.
In der Mitte einer Fronte wurde vom Wall her je ein Gebäude in den Graben hinein gebaut, die Kaponniere bzw. die Grabenwehr. Sie sind mit Schießscharten versehen, sodass die Gräben der Länge nach mit Geschützen oder Gewehren unter Feuer genommen werden konnten. Die Abschnitte nach Westen und Südwesten hin waren besonders stark ausgearbeitet, da man von dieser Seite mit einem möglichen Angriff rechnen musste. Die Kaponniere dieser Abschnitte Schmauß und Beckers wurden deshalb zweischenklig, wie ein Hufeisen, angelegt. Dadurch konnte eine größere Zahl an Geschützen, auf jeder Seite sechs, eingesetzt werden. Die der anderen Fronten, die durch die natürlichen Geländegegebenheiten, wie Rhein, Altwasser und Morast, zusätzlich gesichert waren, sind einschenklig. Die Grabenwehr ist vom Wall separiert und kann, da sie tiefer im Graben liegt, vom Hauptwall aus überschossen werden. Diese Gebäude waren durch einen Deckwall gesichert, ebenfalls in der „neuniederländischen Art“. Da dieser vor der Grabenwehr lag, war er niedriger als der Hauptwall, damit man von diesem über den Deckwall die Fernverteidigung hätte übernehmen können. Hier schließt sich nochmals ein 20 Meter breiter Graben an.
Von der äußeren Grabenwand der wichtigen Fronten, Schmauß, Beckers, Teile von Carl und Lamotte, wo oft eine Verbindungsgalerie in der Grabenmauer angelegt war, ging ein Verteidigungsminensystem aus, dessen Gänge unterirdisch hinaus ins „Glacis“ führten. Die Hauptstollen lagen 6 bis 7 Meter unter dem natürlichen Boden und 10 Meter unter der Glaciskante. Sie waren mit Ziegelsteinen ausgemauert und hatten bis zum gewölbten Scheitel eine Höhe von 1,87 Meter und eine Breite von 1,14 Meter. Von den Hauptstollen zweigten kleinere Nebenstollen ab, deren Maße 1,23 Meter Höhe und 0,60 Meter Breite betragen. In das Minensystem wären im Kriegsfall Schwarzpulverfässer eingebracht worden, um sie zu sprengen wenn der Feind sich darüber befunden hätte und so den feindlichen Vormarsch zu behindern.
Allein am Minensystem wurde von 1855 bis 1861, also 6 Jahre gebaut, sodass sich eine Gesamtbauzeit von 27 Jahren für die Festung Germersheim ergibt.
Auch im Innern der Stadt gehören militärische Bauten zur Anlage der „neupreußischen Manier“. So sind die Kasernenanlagen keine reinen Truppenunterkünfte, sondern sogenannte Defensivgebäude. Sie sind meist parallel zum Wall ausgerichtet, um so eine letzte Verteidigungsmöglichkeit zu bilden, falls der Feind über den Wall gelangt wäre.
Die eigentlichen Eingänge zur Festung und somit auch zur Stadt befinden sich im Norden der Ausfallstraße Richtung Speyer und in Richtung Osten zum Rhein. Sie werden durch zwei Festungstore, das Ludwigstor und das Weißenburger Tor, gesichert.
Vervollständigt wird die Festungsanlage durch zehn Vorwerke und Vorfesten, die um die Hauptumwallung im Rayongelände angelegt wurden und sich auch auf die rechtsrheinisch gelegenen Germersheimer Gemarkungsteile erstreckten. Darunter auch der Brückenkopf bei Philippsburg, der, zusammen mit der Stadtbefestigung, die beiden Rheinbrücken schützte. Die Anlagen dieser Gürtelbefestigung waren im Abstand von 600 – 1.700 Meter um die Stadt herum angelegt.
Quelle: Stadt Germersheim Quelle: Stadt Germersheim Quelle: ECCOFORT e.V. / OpenStreetMap Contributors Quelle: Stadt Germersheim
Naturerlebnis
Festungswanderweg um Germersheim
Pfälzerwald-Verein Germersheim: Wege durch Festung und Natur
Für alle, die gerne und gut zu Fuß unterwegs sind, bietet der Pfälzerwald-Verein Germersheim interessante und abwechslungsreiche Rundwege und Touren durch die Stadt und die umliegende Natur an. Da das Gelände in und um Germersheim eben ist, sind diese Touren, je nach Länge bzw. Dauer besonders für Familien mit Kindern, aber auch für Senioren, sehr gut geeignet.
Ein spezieller Rundweg bietet interessierten Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, das Zusammenwirken von ehemals militärischen und zivilen Zweckbauten - wie wir sie an verschiedenen Stellen in der Stadt und unserer Festung haben - und besonders schöne Flecken, Wege und Plätze in der freien Natur zu erwandern. Vielerlei Sitzgelegenheiten und das hoch gelegene Vereinsheim bei der Fronte Beckers laden zum Ausruhen, Rasten, Verweilen oder zu einem Plausch ein.
PWV Sondernheim: Zwischen Hochufer und Rheinauen
Die Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins Sondernheim bietet Wanderern und Spaziergängern schöne Fuß- und Wanderwege zwischen Hochufer und Rheinauen. Machen Sie Rast für eine kleine Stärkung im schönen Vereinsheim, direkt am Rheindeich. Der gut ausgeschilderte Wanderweg mit dem bezeichnenden Namen "Rheinaue und Hochgestade" zeigt auf sehr anschauliche Art und Weise die Situation entlang des Rheines in der Oberrheinischen Tiefebene in ihrer ursprünglichen Art.
Erwandern und erleben Sie Germersheim und die herrliche, natürliche Umgebung. Es macht viel Spaß an der frischen Pfälzer Luft und es gibt hier noch vieles zu entdecken.
Baumlehrpfad - Sehenswerte Bäume in Germersheim
Der Baumlehrpfad der Stadt Germersheim verläuft durch große Teile des ehemaligen Glacis-Geländes der im 19. Jahrhundert erbauten Festungsanlage. Aus den Zeiten der Bepflanzung des Glacis haben sich in diesem Bereich für diese Region seltene Baumarten, darunter auch Exoten, erhalten.
Beachtenswert ist auch der Bewuchs auf dem Friedhof. Der Rundweg des Baumlehrpfades beginnt und endet an der Innenseite des Ludwigtores.
Weitere Wanderwege
Nachenfahrten im Altrhein und den Rheinauen
Gönnen Sie sich das pure Naturerlebnis in Germersheim
Erkunden Sie die einheimische Tier- und Pflanzenwelt vom Wasser aus
Entdecken Sie den Lebensraum der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt bei einer faszinierenden Nachenfahrt durch den Altrhein. Lassen Sie sich von sachkundigen Bootsführern durch die Rheinauen leiten und erleben Sie ein Naturschutzgebiet der ganz besonderen Art.
Die durch regelmäßige Überschwemmungen geprägte Auenlandschaft verfügt über eine einzigartige Flora und Fauna. Die vom Wasser aus erlebten Eindrücke geben Aufschluss über die Vielfalt an Tieren und Pflanzen einer geschützten amphibischen Landschaftsform. Abhängig von Jahreszeit, Temperatur oder Wasserstand bietet der zum größten Teil unter Naturschutz gestellte Lebensraum ganzjährig Platz für neue faszinierende Erlebnisse.
Beobachten Sie die Paarungsrituale der Stockenten, während Grau-, Silber- oder Purpur-Reiher am Ufer zur Futtersuche schreiten. Außer Kormoranen, Graureihern und Enten kann man mit etwas Glück den seltenen Eisvogel antreffen. In Silberweide und Pappel ziehen Höhlenbrüter ihre Jungen groß, während aus den Wassergräben im Hintergrund die Paarungsrufe verschiedener Froscharten zu hören sind.
Die Feuchtgebiete sind ein wahres El Dorado für unzählige Libellenarten, die im Hochsommer über der Wasseroberfläche nach Insekten jagen und vom Nachen aus gut zu beobachten sind. Mit etwas Glück lassen sich Schwarmfische beim Laichen oder schwimmende Nutrias beobachten.
Ab Ende August, wenn viele Zugvögel schon wieder nach Süden abgereist sind, kommen mit Silberreiher und Reiherente schon die ersten Wintergäste zurück.
Die Fahrten finden von März bis Oktober statt. Da die Bootsfahrten in einem Naturschutzgebiet stattfinden, ist deren Anzahl begrenzt. Daher wird um frühzeitige Buchung gebeten. Je Boot stehen bis zu 12 Sitzplätze zur Verfügung. Die Fahrt durch die Rheinauen dauert ca. 2 Stunden.
Zu den Angeboten
Quelle: Tourismus Germersheim Quelle: Touismus Germersheim Quelle: Tourismus Germersheim Quelle: Tourismus Germersheim